Donnerstag, 22. Mai 2014

Europa wählt: Alleinerziehende fordern gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut

Mit Blick auf die Europawahlen fordert das Europäische Netzwerk der Einelternfamilien (ENoS) die europäische Staatengemeinschaft auf, Kinderarmut zu bekämpfen und am Arbeitsmarkt die Voraussetzungen für eine eigenständige Existenzsicherung von Alleinerziehenden als Frauen zu schaffen.

"Aus Europa sind in der Vergangenheit wichtige Impulse für den Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Vereinbarkeit, für eine geschlechtergerechte Beschäftigungs- und Sozialpolitik sowie für eine gleichstellungsorientierte Familienpolitik gekommen, resümiert Ida Lanbacher, ENoS-Präsidentin. "Aber es besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf, denn die Situation von Alleinerziehenden und ihren Kindern ist weiterhin skandalös. Das viel zu hohe Armutsrisiko Alleinerziehender ist Ausdruck ihrer fortwährenden gesellschaftlichen Benachteiligung", prangert Lanbacher an, Präsidentin der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende. Einelternfamilien leben in Europa mit 32 Prozent deutlich häufiger in Armut als verheiratete Ehepaare mit Kindern, die mit 12 Prozent besser gegen Armut geschützt sind. Alleinerziehende sind zum Großteil Frauen, fehlende Kinderbetreuung und das europaweite geschlechterungerechte Lohngefälle von 18 Prozent zuungunsten von Frauen bremsen Alleinerziehende in ihrem Wunsch aus, jenseits von Armut durch eigene Erwerbstätigkeit leben zu können.

"Der Ausbau von qualitativer Kinderbetreuung und der kostenlose Zugang zu Bildungseinrichtungen aller Art muss weiter vorangetrieben werden. Die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern gehört geschlossen. Kindern ist aus dem Steueraufkommen der Länder eine finanzielle Grundsicherung zu bezahlen, die es ermöglicht, jedes Kind mit gesundem Essen, mit kindgerechtem Wohnraum und mit autonomen Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten zu versorgen. Es steht in der Verantwortung der Staatengemeinschaft, Kindern ein Aufwachsen ohne Armutserfahrung zu garantieren", fordert Edith Schwab, Vize-Präsidentin von ENoS und Vorsitzende des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter e.V. in Deutschland.

Das Europäische Netzwerk der Einelternfamilien ruft Alleinerziehende dazu auf, bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben und fordert das Europäische Parlament und die Kommission auf, sich europaweit für Alleinerziehende und ihre Kinder stark zu machen.

ENoS wurde 2007 in Berlin gegründet und ist ein Zusammenschluss von Alleinerziehenden-Vertretungen aus sechs europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, und Spanien).

Die Präsidentin von ENoS
Ida Lanbacher
(www.vamv.de)

Donnerstag, 15. Mai 2014

20 Jahre Internationales Jahr der Familie - vom Gedöns zum Grundstein der Gesellschaft?!

Anlässlich des zwanzigsten Jubiläums des Internationalen Jahres der Familie mahnen die Familienorganisationen, sich nicht auf Einzelmaßnahmen auszuruhen, sondern weiterhin konsequent und wirkungsorientiert an einer familiengerechten Gesellschaft zu arbeiten. Auch wenn in den letzten 20 Jahren viel Bewegung in die Familienpolitik gekommen ist, gibt es noch sehr viel zu tun.

"Das internationale Jahr der Familie vor 20 Jahren war ein wichtiger Meilenstein. Inzwischen haben wir gerade in den letzten Jahren viele Schritte gesehen, von denen einige auch in die richtige Richtung gingen, wie z.B. den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung. Aber wir sind noch weit entfernt von einer Lebenswirklichkeit, in der alle Familien ein Leben entsprechend ihrer Bedarfe und Bedürfnisse führen können", stellt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e.V., Dr. Klaus Zeh, fest.

Rückblickend konstatieren die deutschen Familienorganisationen eine deutliche Zunahme der familienpolitischen Diskussion und öffentlichen Wahrnehmung familienbezogener Themen, die zum Teil auch zu Verbesserungen für Familien geführt haben. Allerdings zeigt sich auch 20 Jahre später: Vieles bleibt für eine angemessene Anerkennung und Würdigung familialer Care-Arbeit noch zu tun.

Dabei sind Maßnahmen für Familien keine Gefälligkeiten im Sinne von "good will": Sie sind vielmehr eine Notwendigkeit für das Fortbestehen unserer Gesellschaft. Es gilt daher, allen Familien die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und mit entsprechenden Maßnahmen das Armutsrisiko von Familien deutlich zu senken. Dafür setzt die AGF, die in diesem Jahr ihr 60stes Jubiläum begeht, auf drei Säulen: Zeit, Geld und Infrastruktur. Eine familiengerechte Arbeitswelt ist dafür zentral. So fordert die AGF z.B. ein wirksames Rückkehrrecht, das Arbeitnehmer/innen den Weg aus der Teilzeit bis hin zur ursprünglichen Wochenarbeitszeit erleichtern soll.

Die Vereinten Nationen erklärten 1994 zum Internationalen Jahr der Familie in der Überzeugung, "dass die Gleichberechtigung der Geschlechter, die gleichberechtigte Beteiligung der Frau am Berufsleben und die gemeinsam getragene elterliche Verantwortung unverzichtbare Bestandteile einer modernen Familienpolitik sind, sich gleichzeitig dessen bewusst, dass an der Familie, an der Basis der Gesellschaft, die Stärken und Schwächen der sozial- und entwicklungspolitischen Maßnahmen am deutlichsten zutage treten und dass sie infolgedessen einen einzigartigen Ansatzpunkt für eine umfassende und alle Aspekte einbeziehende Auseinandersetzung mit sozialen Fragen bietet".

Saarbrücker Frauenlauf startet am 24. Mai

Am Samstag, 24. Mai, 16 Uhr startet die Oberbürgermeisterin Charlotte Britz unter der Alten Brücke auf den Saarwiesen den Saarbrücker Frauenlauf 2014.






(Vor)Anmeldungen sind rund um die Uhr und einfach unter www.saarbruecker-frauenlauf.de bis zum 22. Mai möglich. Nachmeldeschalter und Startnummernausgabe sind am Starttag von 13 – 15.30 Uhr im großen Frauenlaufzelt auf den Saarwiesen geöffnet. Hier gibt es auch die beliebten FAIR-Trade-T-Shirts (von ADLER-Moden) zu kaufen und für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.
Der Lauf führt auf einer schönen, flachen Strecke entlang der Saar und bietet einen 10 km-Lauf, einen 4,5 km Lauf und 4,5 km Walking.
Es gibt in diesem Jahr einige Neuerungen: Das Leichathletikzentrum Saarbrücken (LAZ) e.V. ist, neben dem TV Rußhütte e.V., neuer Partner beim Volkslauf. Und zum ersten Mal wird es - auf  Wunsch vieler Läuferinnen - in diesem Jahr auch einen dritten, separaten Start für die Walkerinnen geben. Um 16 Uhr starten die 10 Km-Läuferinnen, 16.10 Uhr die 4,5 km Läuferinnen und 16.15 Uhr die Walkerinnen.
Der Erlös des Benefiz-Volkslaufes geht in diesem Jahr an  die Hilfsorganisation Medica Mondiale e.V., die 1994 von der Ärztin Monika Hauser gegründet wurde. Sie unterstützt weltweit Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten und feiert 2014 ihr 20jähriges Jubiläum.
Treuer Hauptsponsor des Laufes ist von Anbeginn an die Sparkasse Saarbrücken und saarländische Betriebe und Geschäfte haben in diesem Jahr besonders attraktive Preise für die Läuferinnen zur Verfügung gestellt.
Info und Anmeldung: www.saarbruecker-frauenlauf.de; Landeshauptstadt Saarbrücken Frauenbüro, Regina Schäfer-Maier, Tel: +49 681 905-1649


 

Montag, 12. Mai 2014

Chancengerechtigkeit gegen Kinderarmut - Aufwachsen im Wohlergehen - bei leeren Kassen?

Bericht und Gedanken zur
Fachtagung des Regionalverband Saarbrücken und der AWO Saarland

Aufwachsen im Wohlergehen - bei leeren Kassen?

Chancengerechtigkeit gegen Kinderarmut



Am 05. Mai 2014 fand in der VHS Saarbrücken diese auch für den VAMV interessante Veranstaltung statt, weil sie Chancengerechtigkeit in Zusammenhang mit Kinderarmut zum Thema hatte. Seit Jahren fordert unser Verband Maßnahmen gegen Kinderarmut , um die Chancen für Kinder einkommensschwacher Familien gerechter zu machen und hat dazu schon vor Jahren mögliche Lösungen erarbeitet und Forderungen an die Politik aufgestellt.
Nach Begrüßung durch unseren Regionalverbandspräsident Peter Gillo und die AWO Landesgeschäftsführerin Ines Reimann-Matheis schilderte zunächst die stellvertretende Leiterin des Jugendamtes Erfahrungen aus der Arbeit Ihrer Mitarbeitenden bei der Betreuung von Familien und Kindern, welch massiven Schwierigkeiten „arme“ Familien zu bewältigen haben, anschließend referierte Prof. Dr. Sabine Andresen , Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes und Mitglied der Sachverständigenkommission der Bundesregierung für den 14. Kinder-und Jugendbericht. Ihr Vortrag hatte zum Thema die ethischen und politischen Aspekte kindlichen Wohlbefindens .Prof. Ute Maier-Gräwe , dem VAMV wohl bekannt und Mitglied in der Expertenkommission der Bertelsmann-Stiftung, war Mitglied im Kompetenzteam „Familienbezogene Leistungen“ bei Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen, im Saarland in der Enqete-Kommission „Demographischer Wandel“ des Landtages, außerdem befasste sie sich in Veröffentlichungen zu Kosten und Nutzen von frühen Hilfen und Armutsprävention , was sie auch in Ihrem Referat auf dieser Veranstaltung ausführlich angesprochen hat. Vor allen Dingen erläuterte sie, dass Maßnahmen zur Armutsprävention, seien sie noch so kostenintensiv, eine lohnende Investition in unsere Zukunft darstellt, weil sie spätere zwingend notwendige wesentlich teurere Maßnahmen vermeiden helfen. Bemerkenswert der Hinweis, dass Ursachen von Kinderarmut und Chancenungleichheit durch eingehende Forschung seit Jahren bekannt sind, geeignete Maßnahmen und Handlungskonzepte entwickelt wurden, sowie daraus resultierende Handlungsempfehlungen seit langem abgegeben wurden und trotzdem bis heute keine wesentlichen Veränderungen mangels Umsetzung erfolgt sind. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Prof. Ronald Lutz, dem VAMV ebenfalls bekannt . Er zeigte Wege aus der Kinderarmut auf. In seinen Forschungen und Untersuchungen befasste er sich lange Zeit mit Sozialen Problemlagen, sozialer Ungleichheit und sozialer Benachteiligung. Ausgrenzung, Armut und Reichtum. Er sieht die Lösung, wie auch wir seit Jahren fordern, langfristig nur durch eine gezielte und gerechte Familienförderung , die Kinder von Erwerbslosen, Geringverdienern oder Hartz IV Beziehern gleichermaßen fördert und Ungerechtigkeiten des gegenwärtigen Systems beseitigt. Insbesondere die Einführung einer Kindergrundsicherung in Existenz sichernder Höhe für alle Kinder , Lohn und Steuergerechtigkeit (Veränderung des Steuersystems) , Zugang zu Bildungsgütern für alle Kinder , um einen Teil zu nennen , sind für Ihn bekannte und nachweislich geeignete Handlungsempfehlungen der Chancenungleichheit und damit Familien und Kinderarmut entgegenzuwirken. Die Politik müsse es aber endlich beherzt umsetzen.

Die AWO Saarland als Hauptinitiator dieser Veranstaltung fordert mittelfristig, wie wir als VAMV seit Jahren, die Einführung einer Kindergrundsicherung, eine gezielte und eine gerechtere Familienförderung.
Bis zur Einführung und als Übergangslösung , um wenigstens eine schrittweise Verbesserung zu erreichen fordert die AWO u.a. eine Anhebung der Kinderregelsätze bei SGB II Leistungen, Entbürokratisierung und Verbesserung des Bildung- und Teilhabepaketes (BUT), Anhebung und Vereinfachung des Kinderzuschlages, Maßnahme gegen Erwerbslosigkeit und prekäre Beschäftigung, stärkeres Engagement zugunsten alleinerziehender Mütter und Väter im Hinblick auf Ausbildung, Beschäftigung und Kinderbetreuung sowie eine gezielte Förderung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen am Übergang Schule/Ausbildung/Beruf.
Neben dem quantitativen Ausbau des vorschulischen Betreuungsangebotes sollten Investitionen in die Qualitätssicherung und –Verbesserung von Kitas statt Standardabsenkungen erfolgen und die Kitas beitragsfrei sein, um den Zugang zu Bildung für alle Kinder ab drei Jahren zu sichern. Das Angebot einer kostenfreien Nachmittagsbetreuung bis zur flächendeckenden Einführung von gebundenen Ganztagsschulen muss zur Verfügung gestellt werden.

Dies sind Verbesserungen und Maßnahmen, die auch wir als Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) schon lange überwiegend in gleicher Form fordern und früheren Presseerklärungen, Dokumentationen, sowie auch aktuellen Kampagnen und Initiativen des VAMV zu entnehmen sind.

Nach dieser Veranstaltung stellte sich mir die Frage mal wieder umso mehr:
Wenn im Besonderen Betroffene , Träger der freien Wohlfahrtspflege, familienpolitischen Verbände und Kinderschutzorganisationen sowie  verschiedene Stiftungen als auch Beratende und Wissenschaftler zu etwa gleichen Lösungs- und Handlungvorschlägen dringend raten, um mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen sowie Kinderarmut einzudämmen, warum ist da noch so wenig umgesetzt ?

Hat die Politik nicht verstanden? Fehlt der gemeinsame Wille zur Umsetzung? Fehlt die Einsicht dringlich zu handeln?

Angesicht des Auseinanderdriftens unserer Gesellschaft und der damit verbundenen Schwierigkeiten und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und damit verbundenen Ruf nach der Verantwortung der nachwachsenden und aufwachsenden Generation (en) können wir es uns unter keinen Umständen leisten die Chance zu verpassen dieser Generation ohne Ausnahme die Basis dafür zu geben stark genug zu sein , um die zukünftigen massiven Schwierigkeiten und gesellschaftlichen Aufgaben zu meistern. Von uns allen muss es getragen werden, aber die Politik muss die Weichen stellen, dass es umgesetzt werden kann.

Bleibt zu fordern und zu wünschen, dass wir als Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) mit oben genannte Institutionen aber auch mit Allen, die dies erkannt haben, gemeinsam mit Nachdruck und Ausdauer die Politik auffordern zu handeln und die überzeugen, die dies umzusetzen noch nicht als dringende Aufgabe sehen.


  

Jürgen Pabst
(Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter e.V.)

Donnerstag, 8. Mai 2014

Gemeinsam mehr gegen Kinderarmut tun



Die Kassen der Kommunen sind leer, und angesichts der Schuldenbremse ist mit weiteren Einschnitten zu rechnen. Wie also die Chancengerechtigkeit von Kindern verbessern, vor allem: Wie mehr gegen Kinderarmut tun? Mit dieser Frage befassten sich namhafte Experten bei einer gemeinsamen Fachtagung der AWO Saarland und des Regionalverbandes Saarbrücken.
Die Bekämpfung und Vermeidung von Kinder-, Jugend- und Familienarmut kann nicht alleine die Arbeit von Pädagogen und Sozialarbeitern sein, waren sich AWO-Landesgeschäftführerin Ines Reimann-Matheis und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (siehe Foto) mit den Fachleuten einig. Notwendig seinen Investitionen in die Qualität und personelle Ausstattung der Hilfen für Kinder, aber auch eine gerechtere finanzielle Unterstützung von Familien. Möglichkeiten zur Verbesserung werden im Umschichten und Neuverteilen von Mitteln, in der Neujustierung von Schwerpunkten, in wegweisenden pädagogischen Konzepten und in der Stärkung der Kommunen gesehen.


(www.awo-saarland.de)

Mit Prävention verstärkt gegen Kinderarmut vorgehen

Experten informierten auf Fachtagung von AWO und Regionalverband

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo und Ines Reimann-Matheis, Landesgeschäftsführerin der AWO Saarland

Mit 180 Teilnehmern war der große Saal im vhs-Zentrum am
Schlossplatz bis zum letzten Platz gefüllt. Der Regionalverband
Saarbrücken und der AWO Landesverband Saarland hatten zur
Fachtagung „Aufwachsen im Wohlergehen - bei leeren Kassen?“
eingeladen. Namhafte Experten befassten sich dort beispielsweise
damit, wie die Chancengerechtigkeit von Kindern verbessert und vor
allem wie mehr gegen Kinderarmut getan werden kann.

Nahezu jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut oder ist von Armut bedroht. Der Regionalverband Saarbrücken ist davon überdurchschnittlich stark betroffen: Dort gilt das für
jedes vierte Kind. Wie Regionalverbandsdirektor Peter Gillo zur Eröffnung der Tagung sagte,
 könne das Jugendamt die vorhandene Armut nicht aus der Welt schaffen, aber gemeinsam
mit Partnern könne man zumindest den Auswirkungen von Kinderarmut begegnen.

Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Universität Gießen stellte in ihrem Vortrag heraus, dass
die Soziale Arbeit im Jugendhilfebereich nicht nur Geld koste, sondern dass gerade die
frühzeitige, präventive Hilfe sowohl einen gesellschaftlichen als auch einen finanziellen
Nutzen bringe. Je früher Risiken erkannt und Benachteiligungen aufgefangen würden,
desto eher könnten Gefährdungen des Kindeswohls, deren Folgen und dadurch entstehende gesellschaftliche Folgekosten vermindert werden.

Genau diesen Anspruch setzt das Präventionsprogramm „Frühe Hilfen“ um, das das
Jugendamt und Gesundheitsamt des Regionalverbandes gemeinsam durchführen.
Im Übergang zur Elternschaft sind Familien Hilfeangeboten besonders offen gegenüber
eingestellt. Speziell ausgebildete Familienhebammen bieten hier Hilfen an und können so
bei Problemlagen helfen, bevor diese sich verfestigen. In vielen Fällen bleibt so eine teure
und schwierige Behandlung der Folgen – im Schlimmsten Falle einer Gefährdung des
Kindeswohls – aus.

Wichtig ist, so Peter Gillo, eine lückenlose Präventionskette anzubieten. Dazu gehören neben
 den Frühen Hilfen zum Beispiel auch die vier Kinderhäuser im Regionalverband, die
Förderung der Gemeinwesenprojekte in den Stadtteilen, der Ausbau der
Kindertagesbetreuung und der Ganztagsschulen, die Schulsozialarbeit bis hin zu den 16 Jugendzentren. Peter Gillo weiter: „Nachhaltige Jugendhilfe bedeutet vor allem präventive
Jugendhilfe. Wir müssen früh ansetzen, um Wirksamkeit entfalten zu können. Deshalb
braucht Jugendhilfe immer auch einen Freiraum für Prävention, trotz der großen Summen,
die in die reaktiven Hilfen nach wie vor fließen müssen.“


Regionalverband Saarbrücken
erstellt am 08.05.2014
     

Freitag, 2. Mai 2014

Frauen im Job brauchen häufiger Hartz IV

Mehr Frauen als Männer müssen aufstocken, um über die Runden zu kommen. Das dokumentieren neue Auswertungen des WSI GenderDatenPortals.


 
Insgesamt bezogen Anfang 2012 mehr als 1,3 Millionen Erwerbstätige zusätzlich zu ihrem Gehalt Arbeitslosengeld II – 608.000 Männer und 722.000 Frauen. Das waren zwar geringfügig weniger als 2011. Doch im längerfristigen Vergleich, gegenüber 2007, hat sich die Zahl der Aufstockerinnen um 26 Prozent erhöht. Bei den Männern betrug der Zuwachs 17 Prozent, zeigen die Analysen, die Alexandra Wagner und Peter Sopp vom Berliner Forschungsinstitut FIA für das WSI durchgeführt haben. „Die stark gestiegenen Erwerbstätigkeitsquoten von Frauen sind nur zum Teil eine Erfolgsgeschichte. Viel zu viele Frauen und Männer können von ihrem Einkommen nicht leben und müssen aufstockende Transferleistungen beziehen“, sagt WSI-Forscherin Christina Klenner. Im Januar 2007 hatte rund jede fünfte Leistungsempfängerin einen Job, fünf Jahre später fast jede dritte. Unter den männlichen Hartz-IV-Beziehern nahm der Anteil der Erwerbstätigen im gleichen Zeitraum zwar auch zu, aber weniger stark als bei den Frauen.
Dass Frauen häufiger aufstocken müssen als Männer, dürfte nach Klenners Einschätzung zum einen mit der Ausbreitung des Niedriglohnlohnsektors zusammenhängen, von der weibliche Beschäftigte besonders betroffen sind. So sei der Frauenanteil unter Minijobbern besonders hoch. Zum anderen dürften die Zahlen widerspiegeln, dass die meisten Alleinerziehenden weiblich sind. Alleinerziehende seien im Vergleich zu Singles bei gleichem Erwerbseinkommen häufiger auf Transferleistungen angewiesen, da sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder versorgen müssen. Alleinlebende wiederum müssen laut der Statistik des GenderDatenPortals häufiger aufstocken als Menschen mit Partner. Generell seien Haushalte weniger häufig betroffen, wenn zwei Erwachsene gemeinsam wirtschaften, die sich gegenseitig absichern können – und das nach den Hartz-IV-Regeln auch müssen.
In Ostdeutschland ist die Kombination von Arbeitslosengeld II und Erwerbstätigkeit häufiger als im Westen. In den neuen Bundesländern waren im Januar 2012 mit 34 Prozent mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfängerinnen erwerbstätig. In Westdeutschland war dieser Anteil mit 30 Prozent etwas niedriger. Bei den Männern lagen die Quoten der Aufstocker bei 31 Prozent in Ostdeutschland und 27 Prozent in Westdeutschland. Die höheren Anteile der erwerbstätigen Hartz-IV-Empfänger im Osten lassen sich laut Klenner unter anderem auf die tendenziell schlechteren Einkommenschancen zurückführen.
(www.boeckler.de)

Zweitjob, um über die Runden zu kommen

Knapp 2,6 Millionen Bundesbürger haben neben ihrem Haupt- einen Minijob. Gerade Frauen sind auf einen Zweitjob angewiesen, um ihr ansonsten zu geringes Einkommen aufzubessern.


In den vergangenen zehn Jahren haben immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine geringfügige Nebenbeschäftigung aufgenommen. Sie übten also zusätzlich zu einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis einen Zweitjob aus, auf den sie keine Steuern und Sozialabgaben entrichten mussten – monatlicher Höchstverdienst: inzwischen 450 Euro. Von 2004 bis 2013 stieg die Zahl der Neben-Minijobber von 1,66 auf 2,59 Millionen. Warum das so ist, haben die Berliner Sozialforscherin Tanja Schmidt und Dorothea Voss von der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Sie werteten dafür Daten des Sozio-oekonomischen Panels der Jahre 2004 bis 2011 aus.
Ihre wichtigsten Ergebnisse:
  • Wer unfreiwillig in Teilzeit arbeitet, greift zum Neben-Minijob. Sowohl Männer als auch Frauen mit Neben-Minijob üben häufiger ihre Hauptbeschäftigung in Teilzeit aus als Beschäftigte mit nur einem Job, zeigen die Daten. Auch äußern diese Neben-Minijobber häufiger den Wunsch nach einer längeren Arbeitszeit in der Haupttätigkeit. Insgesamt gehen in etwa gleich viele Männer und Frauen einer geringfügigen Nebenbeschäftigung nach.
  • Frauen nehmen vor allem zur Existenzsicherung eine zweite Beschäftigung auf. Frauen mit Neben-Minijob haben in der Haupttätigkeit ein geringeres Einkommen als Männer. Denn sie müssen sich im Schnitt mit einem niedrigeren Stundenlohn begnügen und arbeiten häufiger Teilzeit. Der von Voss und Schmidt verwendete Datensatz ergibt für die Neben-Minijobberinnen einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn in ihrer Hauptbeschäftigung von 14,47 Euro. Bei den Männern sind es 18,42 Euro. Je höher das individuelle Einkommen einer Frau, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zusätzlich einen Minijob ausübt.
  • Für viele Frauen ist es bei einer Trennung vom Ehepartner ökonomisch notwendig, einen Neben-Minijob aufzunehmen. Zwar sind die Einkünfte von Arbeitnehmerinnen in der Regel niedriger als die ihrer männlichen Kollegen. Sind sie verheiratet, reduzieren sich die Unterschiede etwas. Wenn sie jedoch bei einer Scheidung „aus dem materiell einebnenden Status der Ehe herausfallen oder herausgehen, stehen sie vor der Notwendigkeit, fehlendes Einkommen durch die Aufnahme einer geringfügigen Nebenbeschäftigung zu kompensieren“, stellen die Wissenschaftlerinnen fest. Das zeige, dass der institutionelle Rahmen in Deutschland nicht geeignet sei, um Frauen bei drastischen Veränderungen im Lebensverlauf vor Armut zu schützen. Für Männer sei dieser Zusammenhang nicht nachweisbar.
  • Männer mit Neben-Minijob zählen zur Gruppe der finanziell Bessergestellten. Mehr als die Hälfte der Männer mit einer geringfügigen Nebentätigkeit findet sich in den beiden oberen Fünfteln der Einkommensverteilung. Im untersten Fünftel ist für Männer die Wahrscheinlichkeit eines Neben-Minijobs niedriger als im mittleren Fünftel. Bei ihnen zeige sich also im Unterschied zu den Frauen ein „Mittelschichts­phänomen“, so die Forscherinnen. Sie vermuten unter den männlichen Neben-Minijobbern vor allem qualifizierte Facharbeiter, die neben ihrer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Interesse an einem „Zuverdienst“ haben.
  • Minijob statt Überstunden? Gerade in Regionen, wo fast Vollbeschäftigung herrscht, steige die Zahl der Minijobs – zum Beispiel in Baden-Württemberg. Es stelle sich also die Frage, ob steuer- und sozialversicherungspflichtige Überstunden teilweise über abgabenfreie Neben-Minijobs abgewickelt werden. Um Verzerrungen am Arbeitsmarkt zu vermeiden, müsse jedoch jede Stunde am Arbeitsmarkt gleich behandelt werden, schreiben die Forscherinnen.
  • Branchen mit vielen Teilzeitjobs weisen auch eine hohe Quote an Neben-Minijobs auf. Neben-Minijobberinnen haben ihre Hauptbeschäftigung am häufigsten in den drei Branchen „Erziehung, Unterricht, Forschung“, „Gesundheits- und Sozialwesen“ sowie „Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen, Interessenvertretung“. In diesen öffentlichen oder halböffentlichen Sektoren habe es in den vergangenen Jahren „Umbrüche in der Beschäftigung“ gegeben, merken Schmidt und Voss an: Der öffentliche Dienst baute Stellen ab, gleichzeitig nahm Teilzeitbeschäftigung zu. Seit Anfang der 1990er-Jahre hat sich der Anteil der Teilzeitjobs fast verdoppelt – auf 30 Prozent. Auch in den anderen beiden Branchen wird immer mehr in Teilzeit gearbeitet. Das Entgeltniveau liege „im unteren bis mittleren Bereich, so dass insbesondere für Teilzeitbeschäftigte angenommen werden kann, dass sie in der Haupttätigkeit kaum ein existenzsicherndes Einkommen erzielen können“.
Sowohl das Gesundheits- und Sozialwesen als auch den Bildungssektor nennen die beiden Forscherinnen „besonders auffällige Branchen im Geschehen um Neben-Minijobs“. Hier üben viele Neben-Minijobber den gleichen Beruf in Haupt- und Nebentätigkeit aus. Daher sei zu untersuchen, inwieweit der steuer- und sozialversicherungsrechtliche Sonderstatus von Minijobs eine problematische Aufspaltung von Arbeitszeitvolumen in sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung beschleunigt – gerade bei den gesellschaftlich notwendigen Dienstleistungen. In den betroffenen Branchen werde es bei einer gleichzeitigen Ausweitung von Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung immer schwieriger, mit einem einzigen Beschäftigungsverhältnis ein existenzsicherndes und ausreichend sozial absicherndes Einkommen zu erzielen. „Auch weil der Neben-Minijob mit Blick auf die erworbenen Ansprüche an das soziale Sicherungssystem Nachteile gegenüber einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aufweist, ist die geringfügige Nebenbeschäftigung insbesondere für Frauen daher ein prekärer Pfad.“
(www.boeckler.de)

Donnerstag, 1. Mai 2014

Frauenbüro Saarbrücken, Übersicht kostenloser Ratgeber und Broschüren

Trennung, Scheidung, Neuanfang

Trennung, Scheidung, Neuanfang - Broschüre
Beim Frauenbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken ist seit Juli 2010 ein Ratgeber zum Thema Trennung, Scheidung, Neuanfang kostenlos erhältlich. Er informiert in rechtlicher, finanzieller und psychologischer Hinsicht und enthält wichtige Adressen für Saarbrücken.
Erstellt wurde der Ratgeber von der Frauenbeauftragten des Landkreises Merzig-Wadern, Bernadette Schröteler und der Rechtsanwältin Renate Bertelt.
Der Ratgeber ersetzt nicht die notwendige juristische und psychologische Beratung durch Fachleute vor dem Hintergrund der individuellen Lage der Betroffenen. Auch hier hilft die Broschüre mit ihren vielen wichtigen Adressen im Anhangteil weiter.

Wegweisend - Frauen-Straßennamen für Saarbrücken

Broschüre Wegweisend
Die Frauenbibliothek Saar und das Frauenbüro der Landeshauptstadt haben die Broschüre „Wegweisend“ überarbeitet. Sie enthält 20 Vorschläge für zukünftige Straßenbenennungen
Das Projekt FrauenSichtenGeschichte (1999 gemeinsam gegründet von der Saarbrücker Frauenbibliothek und dem Frauenbüro der Landeshauptstadt) forscht seit Jahren zur Frauenstadtgeschichte. Aus dieser Arbeit hervorgegangen ist auch eine Broschüre mit Vorschlägen zur Benennung von Straßen nach 20 verdienten Saarbrückerinnen und 50 weiteren berühmten weiblichen Persönlichkeiten.
Wir ergänzen unsere Vorschläge 2011 um sechs bedeutende Saarbrückerinnen, da in der Zwischenzeit sechs Straßen nach Frauen unserer Liste benannt wurden.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Broschüre Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Landesarbeitsgemeinschaft kommunale Frauenbauftrage im Saarland veröffentlicht die Neuauflage der Broschüre Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
„Die Neuauflage war notwendig, weil sich in rechtlicher Hinsicht einiges verändert hat, was alle Betroffene wissen sollten“,  erläutert Petra Messinger, kommunale Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Saarbrücken und Autorin der Broschüre. Seit Verabschiedung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), umgangssprachlich Antidiskriminierungsgesetz genannt, sei die Rechtslage weniger verworren und der Tatbestand sexuelle Belästigung bekannter geworden.
Die Broschüre richtet sich sowohl an den Öffentlichen Dienst als auch an die Privatwirtschaft

Auf den Punkt gebracht

Zeitung des Frauenbüros
Das Frauenbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken informiert in der ersten Ausgabe "Auf den Punkt gebracht - 2010" über seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte.
Die Zeitung erstetzt den bisherigen 2-jährigen Tätigkeitsbericht.

Achtung - K.O.-Tropfen

K.O.-Tropfen
Immer mehr Mädchen, Frauen aber auch Jungen werden Opfer von Übergriffen und Vergewaltigungen nach der Verabreichung von K.O.-Tropfen.
Die LAG kommunale Frauenbeauftragte des Saarlandes will mit einem neuen Faltblatt für das Thema K.O.-Tropfen (meist Gamma-Hydroxy-Buttersäure, kurz GHB) sensibilisieren.
Es finden sich hier Informationen über Wirkungsweise von GHB, Tipps für Verhaltensweisen in Discos und auf Festen, sowie Anlaufstellen, die Beratung und Unterstützung bieten.

Infobroschüre für Migrantinnen

Broschüre Hilfe für Migrantinnen
Neuauflage der Broschüre „Hilfen für Migrantinnen in Konfliktsituationen“ erhältlich
Informationsbrochüre, in der Einrichtungen und Beratungsstellen in Saarbrücken und
Umgebung ihre Angebote für Migrantinnen in Konfliktsituationen vorstellen
Damit Migrantinnen in schwierigen Lebenslagen den Weg zu Beratungsstellen finden, hat der Arbeitskreis Migrantinnen eine Broschüre herausgegeben, in denen die bestehenden Angebote in Saarbrücken vorgestellt werden.
Die aktualisierte Auflage der Broschüre ist nun beim Zuwanderungs- und Integrationsbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken erhältlich.

Wege aus der Gewalt!

Broschüre Wege aus der Gewalt
Schutz für Opfer häuslicher Gewalt
...wer schlägt muss gehen.
Eine Informations-Broschüre mit Hinweisen zu Verhaltensweisen und Telefon-Nummern von Anlaufstellen.
Die Broschüre ist auch in den Sprachen türkisch, russisch, arabisch, französisch und italienisch erhältlich.

Stadtgestaltung aus Frauensicht

Stadtgestaltung aus Frauensicht
Ein Leitfaden für die Praxis
Stadtplanung und Wohnungsbau lagen lange ausschließlich in Männerhand, so dass vornehmlich Alltagserfahrungen erwerbstätiger Männer die Städte prägten
Konfrontiert mit Unverständnis oder Abwehr von Planern, Architekten und Kommunalpolitikern sahen sich Frauen in vielen Städten bundesweit veranlasst, die Initiative zu ergreifen, an der Entwicklung ihrer Stadt mitzuarbeiten. Aktiv geworden sind hier vor allem die kommunalen Gleichstellungsstellen, Frauenbeiräte und Politikerinnen.
Frauenfreundliche Stadt- und Bauplanung meint hier eine gleichwertige Berücksichtigung weiblicher und männlicher Interessen und Bedürfnissen

50 bedeutende Saarländerinnen

Broschüre 50 Saarländerinnen
Anlässlich des 50jährigen Bestehens des Saarlandes 2007, haben die Saarländischen Kommunalen Frauenbeauftragten 50 bedeutende Saarländerinnen präsentiert, in deren Wirken Sie hier Einblick nehmen können.